Die neue Balance

7. September 2021 // Bernd Dahm

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    Wohnen und Arbeiten unter einem Dach

    Eigentlich ist das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach ein alter Hut – dennoch liegt es voll im Trend. Immer mehr Menschen erfüllen sich den Traum, nicht mehr zwischen Wohnung und Arbeitsstätte pendeln zu müssen. Immerhin jeder Vierte in Deutschland arbeitet ganz oder zumindest zeitweise zu Hause. Besonders interessant sind die neuen Wohn- und Arbeitskonzepte natürlich für freiberuflich Schaffende, aber auch für Dienstleistungsunternehmen, Handelsbetriebe und Werkstätten. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die präzise Planung des Wohn- und Gewerbeobjekts. Wir zeigen Ihnen, worauf es dabei ankommt.

    Erst als die Städte im Zeitalter der Industrialisierung wuchsen und aus Manufakturen große Industriebetriebe wurden, bekamen auch die Menschen zwei Lebensmittelpunkte. Tatsächlich stellt das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach die Urform des Lebens dar. Immer mehr Menschen versuchen, die beiden Lebensbereiche wieder zusammenzubringen. Zurück zu alten Gewohnheiten also? Oder ist die Verbindung von Wohnen und Arbeiten Ausdruck eines modernen und selbstbestimmten Lebens?

    Boomende Städte – hohe Kosten

    Der stetig wachsende Zuzug in die Städte lässt die Kosten für Grundstücke, Mieten und Pachten unaufhörlich steigen. Nicht nur Familien mit geringem Einkommen, sondern auch Unternehmer auf der Suche nach bezahlbaren Büro- oder Produktionsflächen suchen nach Alternativen, um Kosten einzusparen. So liegt es nahe, die erforderlichen Flächen für Büro und Wohnung möglichst effizient zu planen. Am besten natürlich in einem gemeinsamen Gebäude. Denn neben den Kosten für die Erschließung und weiteren Baunebenkosten sparen Bauherren besonders bei der Infrastruktur und der Haustechnik. Und auch die Kosten für Energie und Transport zeigen – trotz des zwischenzeitlich sinkenden Ölpreises – vor allem nach oben. Gut also, wenn man sich das Pendeln zwischen Wohnung und Arbeit sparen kann. Ganz nebenbei wird durch den Verzicht auf ein Auto auch das monatlich verfügbare Budget aufgestockt, und es werden Mittel für das ein oder andere Extra frei.

    Flexibel arbeiten

    Auch wenn die meisten Büroarbeitsplätze noch direkt beim Arbeitgeber vorhanden sind, nimmt die Zahl der flexiblen Arbeitsverhältnisse stetig zu. Diese besondere Form des Arbeitsverhältnisses, welches auch immer mehr von Arbeitgebern ihren Mitarbeitern angeboten wird, nennt man auch Teleheimarbeit, e-Work oder Homeoffice – eine wachsende und neue Form von Arbeitsverhältnissen, welche mit Sicherheit Zukunft haben wird. Hier arbeiten Auftrag- bzw. Arbeitnehmer außerhalb des Unternehmens im Auftrag ihres Arbeitgebers, in der Regel von zu Hause aus. Teilzeit und Arbeitszeitkonten sowie Homeofficeplätze sind vor allem bei modernen Betrieben keine Seltenheit mehr. Denn vor allem Frauen wünschen sich, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Aber auch die Zahl der Selbstständigen nimmt zu und damit die Freiheit, die Wirkungsstätte selbst bestimmen zu können. Die Flexibilität, Beruf und Privates zusammenzulegen, ist gleichzeitig auch eine große Herausforderung, wenn es um die Planung einer kombinierten Wohn- und Arbeitswelt geht.

    Sind Sie der Wohnen-und-Arbeiten-Typ?

    Bevor Sie Ihr Bauvorhaben konkret planen, sollten Sie prüfen, ob das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach für Sie das Richtige ist – denn neben dem persönlichen Wohlbefinden geht es auch um die wirtschaftliche Existenz. Zunächst ist die Frage, ob Ihr Beruf Ihnen die Möglichkeit bietet, ihn zu Hause auszuüben. Da gibt es mehr Optionen, als man gemeinhin annimmt. Wenn Sie angestellt sind, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber. Auch hier bieten neue Kommunikationsmittel ein hohes Maß an räumlicher Ungebundenheit. Wichtig ist, Privates und Berufliches gut zu trennen. Das können Sie selbst durch eine entsprechende Disziplin und einen gezielten Arbeitsrhythmus. Bei der Planung des Wohn- und Gewerbebaus ist dieser Aspekt allerdings auch einer der wichtigsten Faktoren, denn vor allem durch bauliche Maßnahmen lässt sich die ideale Balance von Wohnen und Arbeiten unter einem Dach erreichen.

    Lage, Lage, Lage

    Noch wesentlicher als beim Bau eines Einfamilienhauses, Zweifamilienhauses oder von Mehrfamilienhäusern ist die Auswahl des für das Wohn- und Gewerbeobjekt optimalen Standorts. Denn neben den klassischen Wohnortfaktoren wie Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und öffentliche Verkehrsmittel gilt es, noch viele unternehmerische Standortfaktoren zu berücksichtigen. Allen voran kommt es darauf an, ob die kommunalen Bauvorschriften eine Mischbebauung im gewünschten Gebiet überhaupt zulassen – wobei für die Bewertung der gewerblichen Tätigkeit auch die Art des Gewerbes mit relevant ist. Sprechen Sie mit dem zuständigen Bauamt. Einen zusätzlichen Charme hat die Bebauung in einem Mischgebiet, denn dort sind die Bauvorschriften oftmals weniger streng, und Sie können in Sachen Architektur Ihrer Fantasie freieren Lauf lassen.

    Auch die Verkehrsanbindung ist für den optimalen Standort eines Wohn- und Gewerbeobjekts wichtig.

    Hier muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen Ruhe und verkehrsgünstiger Lage – insbesondere dann, wenn Sie Mitarbeiter beschäftigen oder Kunden- bzw. Lieferantenbesuch erwarten. Schließlich sollte in der Nähe Ihres Standorts eine Infrastruktur vorhanden sein, die Ihnen einen effizienten Betrieb ermöglicht. Sind beispielsweise Ihre Lieferanten oder Kunden in der Nähe? Wo können Ihre Mitarbeiter die Pausen verbringen? Versetzen Sie sich bei der Wahl des Standorts in die Situation der Kunden und Mitarbeiter, und Sie werden schnell sehen, was optimal passt.

    Unter einem Dach oder doch nicht?

    So individuell und vielfältig wie Ihr Gewerbe ist, sind auch die Anforderungen an das Bauobjekt. Werkstatt, Studio, Einzelbüro oder Arbeitsplätze für Mitarbeiter? Der Bedarf für Ihr Unternehmen bestimmt die grundlegende Ausgestaltung des Gewerbeobjekts. Die zentrale Frage dabei ist, ob Sie einen oder mehrere Baukörper benötigen. Lärm- oder Sicherheitsaspekte können da eine Rolle spielen. All diese Faktoren sind auch bei der Wahl des richtigen Baugrundstücks bereits zu berücksichtigen. In jedem Fall sollten die Zugänge zum Wohn- und Arbeitsbereich getrennt sein. Das hilft Ihnen, Berufliches und Privates zu trennen, und vermeidet ungebetene Besucher im Wohnzimmer. Gleiches gilt für die Sanitäranlagen. Über einen Durchgang lässt sich dennoch eine praktische Brücke zwischen den Bereichen schaffen.

    Nachwuchs und Wachstum

    Bei der Planung des Arbeitsbereichs sollte stets berücksichtigt werden, dass ein Unternehmen wächst. Wie in der Familie kann auch die Büro- oder Werkstattfläche schnell zu klein werden. So wie im Wohnhaus gerne ein oder zwei Kinderzimmer extra eingeplant werden, sollten Sie auch die Gewerbeflächen nicht zu knapp planen, denn eine nachträgliche Erweiterung ist meist mit höheren Kosten verbunden.

    Kosten sparen, aber richtig

    Die gemeinsame Planung und Realisierung eines Wohn- und Gewerbeobjekts bietet natürlich eine Reihe von Kostenvorteilen. Insbesondere bei der Haustechnik lässt sich gut sparen, da nur eine zentrale Heizung zur Energiegewinnung oder auch für die Lüftung des Gebäudes installiert werden muss. Allerdings sollte insbesondere bei der Elektroinstallation berücksichtigt werden, dass ein Gewerbe- oder Bürobetrieb einen anderen, meist höheren Bedarf an Energie hat. Die Form der möglichen Abrechnung besprechen Sie im Detail bitte mit Ihrem Steuerberater.

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