Was in Zukunft ist, weiß keiner. Trotzdem kann man die Zukunft planen. Was ist, wenn plötzlich durch Krankheit oder einen Unfall Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist? Aber muss das mit in eine Hausplanung rein?
Schließlich wollen Sie ja ein Fertighaus bauen, kein Sanatorium! Dass barrierefreies Bauen und Wohnen unter einem ganz anderen Aspekt gesehen werden kann, beweist folgendes Beispiel: In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Rollkoffer zum Verkaufsschlager. Die Zielgruppe: ältere Menschen mit Bewegungseinschränkung. Vielen Älteren werden die hässlichen bunten Rollkoffer („Oma-Koffer“), in denen meist betagte, ältere Damen ihre Einkäufe nach Hause fuhren, noch bekannt sein. Heute sieht (und hört) man die Nachfahren dieser Rollkoffer an allen Flughäfen und Innenstädten. Kein Mensch würde sich heute noch einen Koffer ohne diese bequeme und äußerst praktische Funktion holen. Heute heißt er auch nicht mehr nur „Rollkoffer“, sondern „Trolley“ und ist zu einem praktischen Lifestyleprodukt avanciert – ein simples Beispiel, wie aus einer „Hilfe“ ein ganz alltägliches Produkt wird, weil die Argumente dafür überwiegen. (Heute verbindet man diese Koffer auch gar nicht mehr mit der ursprünglichen Zielgruppe, sondern interpretiert hier eher den dynamischen Reisenden!).
Barrierefreies Bauen ist ein wichtiges Element des nachhaltigen Bauens und trägt zur längerfristigen Nutzbarkeit Ihres Gebäudes bei. Von daher haben wir großes Interesse, unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet weiterzugeben. Es gibt viele Termini, die die ideale Planung und Ausführung von baulichen Maßnahmen beschreiben: „behindertengerechtes Bauen“, „Bauen für alle“ (auf Neudeutsch: „Design for all“) und – das halten wir für den idealen Terminus – „menschengerechtes Bauen“. Ziel ist die Unabhängigkeit in den eigenen vier Wänden, ein selbstbestimmtes Leben über einen großen Zeitraum hinweg. Dies ist insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel sehr wichtig. Ist heute etwa ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland 60 Jahre oder älter, wird in 25 Jahren voraussichtlich ein Drittel der Bevölkerung zur älteren Generation gehören. Mit offenen Worten: Es werden nicht ausreichend viele Menschen in Zukunft mehr da sein, die uns bei den täglichen Dingen des Lebens zur Hand gehen können! Deshalb macht es Sinn, sich bei der Errichtung eines individuellen Hauskonzepts auch Gedanken um diesen wichtigen Aspekt zu machen.
Es muss ja nicht der Unfall sein, der uns in Zukunft an einen Rollstuhl fesselt. Im Alter können sich Hindernisse jedweder Art zu großen Problemen stapeln. Es sind oftmals nicht Alter und körperliche Einschränkungen, welche die selbstständige Lebensführung beenden, vielmehr ist es der ungeeignete Lebensraum. Aus diesem Grund fließen die Aspekte des barrierefreien Bauens in unsere Vorschläge gerne mit ein. Die eigenen vier Wände sind der Rückzugsort eines Menschen. Was in den Kommunen im Rahmen der „Inklusion“ momentan umgesetzt wird, soll vor Ihrer Haustür nicht halt machen. Hierbei gibt es „Standards“, die für „jeden“ gelten, der vor hat, den Rest seines hoffentlich wunderschönen Lebens in seinen eigenen vier Wänden zu verbringen.
Barrierefreies Planen und Bauen, wie es unserer Meinung nach in jedes Einfamilienhaus gehört:
1. Ist es möglich, das Haus mit vertikaler Einschränkung zu nutzen?
Jede Stufe in die Höhe oder auch nach unten kann in Zukunft ein Hindernis werden. Inwieweit ermöglicht der Grundriss später die Reduktion auf eine Etage? Schon an dieser Stelle kann die Zukunftsfähigkeit eines Gebäudekonzeptes festgelegt werden. Wenn alle relevanten Räumlichkeiten auf einer Ebene liegen, sinkt die Unfallhäufigkeit im Alter signifikant. Ideal wäre ein bodenebener (schwellenloser) Zugang zum Erdgeschoss. Hierbei sollten die Räume so angeordnet sein, dass sie durch geringe Umbaumaßnahmen neue Wohneinheiten ergeben könnten. Schon geringe körperliche Beeinträchtigungen können die Teilnahme am öffentlichen Leben oder das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden stark einschränken. Aus diesem Grund müssen in einem solchen Fall die Bereiche Wohnen, Schlafen, Bad und Küche auf einer Ebene liegen. Durch die richtige Anordnung der Türen, Schränke und technischen Elemente ist eine einfachere Nutzung möglich. Das steigert, mal ganz nebenher, auch den Wohnkomfort und die Lebensqualität – auch wenn Sie niemals eine körperliche Einschränkung haben werden.
2. Planen – dass nichts im Wege steht
Wenn heute Häuser geplant werden, ist die Raumaufteilung in der Regel „großzügig“. Die Bereiche Kochen, Wohnen und Essen sind offen gehalten. Wie schön, dass barrierefreies Bauen gerade „en vogue“ ist. Je weniger Türen und Wände, desto leichter fällt die Bewegung in den eigenen vier Wänden. Wenn darauf geachtet wird, dass Türen grundsätzlich eine Breite von mehr als 90 cm aufweisen, sind die ersten Fallen aus dem Weg geräumt.
3. Technik – schafft Sicherheit und Komfort
Technik von heute hilft den Zugang zur physischen Umwelt zu halten. Mittlerweile ist das Smartphone und Tablet zum ständigen Begleiter geworden. Die Steuerung von Licht, Jalousie und Heizung über mobile Geräte – im Fertighaus und auch außerhalb des eigenen WLAN-Netzwerks – ist ab heute Standard.
Ein Eingangsüberwachungssystem am richtigen Platz installiert, hilft Wege zu sparen und erhöht die Sicherheit. Bewegungssensoren schalten Lichter in Fluren und Räumen automatisch ein. Die Schalter können dank Funktechnik überall dort angebracht werden, wo man sie hinhaben möchte. Elektrische Rollladensysteme erfordern keine Kraft. Überhaupt gibt es viel, was man zum allgemeinen Wohnkomfort hinzufügen kann. Der Preis ist hierbei deutlich geringer als noch vor Jahren. Was früher Luxus war, ist heute Trend.
4. Bauliche Besonderheiten im Einzelfall
Neben den oben aufgezählten Kriterien haben wir aber auch Erfahrungen in ganz speziellen Fällen machen dürfen. Barrierefrei Bauen hieß dann für uns: auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen hin planen. Hierfür sind baulich einige Dinge zu beachten. In der Norm DIN 18040 für barrierefreies Bauen sind die wichtigsten Werte und Erfahrungen zusammengefasst.
- Vorrüstung für Haltegriffe. Ein Ausstattungsmerkmal eines barrierefreien Fertighauses von ALBERT ist die bauseitige Vorrüstung für die Installation von Haltegriffen (Bad, WC, aber auch in anderen Räumen).
- Türen breiter als 110 cm für das Rangieren von Pflegebetten.
- Schwellenloser Zugang zum Fertighaus durch die Runduminstallation von Bodeneinlaufrinnen. Dadurch werden Stolperfallen und Hindernisse durch Randsteine und dergleichen vermieden.
- barrierefreie Küchen – als Komplettangebot
- Carport am Eingangsbereich, das einen Ein- und Ausstieg im Trockenen ermöglicht.
Nun stellt sich bei aller Planung die Frage nach den Kosten.
Natürlich gibt es barrierefreies Wohnen nicht zum Nulltarif. Wenn beispielsweise nur auf einer Etage gebaut wird, ist folgerichtig ein größeres Grundstück vonnöten, um die benötigte Fläche auf einer Ebene realisieren zu können. Breitere Türen kosten jedoch nur geringfügig mehr als der Standard. Die Vorbereitung für Handgriffe und entsprechende Hilfen ist eine Frage der Planung und Kalkulation. Alles andere jedoch ist eine Frage der Anordnung, der Ideen und Erfahrungen. Jeder muss selbst wissen, ob ihm dieser Aspekt für seine Zukunft wichtig ist. Allerdings: Am Beispiel des „Oma-Koffers“ kann man erkennen, dass etwas, was vielleicht heute „merkwürdig“ wirkt, morgen schon so ins allgemeine Leben gehört, dass man sich nicht vorstellen kann, es je noch einmal zu vermissen.
ALBERT Haus hat Erfahrung mit der Planung und dem Bau barrierefreier Häuser. Wir verfügen über ein Kompetenznetzwerk aus Lieferanten, Handwerkern und auch Kunden, die sich anbieten, ihre Erfahrungen zum Thema „barrierefreies Bauen“ gerne mit Ihnen zu teilen. Wenn Sie weiterführende Fragen haben, nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wir werden uns um Ihre Wünsche und Bedürfnisse gerne kümmern.
Weiterführende Links
www.nullbarriere.de
Wikipedia: Thema barrierefreies Bauen
www.din18040.de